Rendezvouz für Oxytocin

Der Zaubermann und ich hatten uns schon fünf oder sechs Mal getroffen, ohne uns körperlich näher zu kommen. Ich vermutet bereits, dass aus uns wahrscheinlich nie mehr werden würde, als gute Freunde – bis wir uns eines Tages ganz offiziell zur Ocytocin-Produktion in seinem Hotel verabredeten.

So skurril diese Verabredung im Nachhinein auch war, sie ergab sich ganz natürlich beim Schreiben – und passt irgendwie auch wieder komplett dazu, dass mit diesem Mann schon immer alles anders war. Weil er einfach anders ist, und weil wir uns an einem so speziellen Moment in unserem Leben trafen, dass einfach nichts normal war.

Wir waren von Anfang an immer super ehrlich und offen miteinander, sehr verbindlich und haben nie ein Hehl daraus gemacht, wie wohl wie uns miteinander fühlen und wie sehr wir die Zeit miteinander genossen.
Und wie dankbar wir dafür waren einander getroffen zu haben,  an genau diesem Punkt in unserem Leben, an dem wir jeweils standen. 

An diesem Tag entschieden wir uns – nach einer halb spaßigen Bemerkung des Zaubermanns -, dieses Wohlfühlen miteinander auch auf die körperliche Ebene auszuweiten. und uns auch hier zu geben und zu schenken, was uns gut tut – denn  „Oxytocin ist immer gut“, und wir hatten beide eine schlimme Zeit hinter uns, konnten jedes Guttun so sehr gebrauchen und vertrauten einander.

Ich freute mich sehr darüber, war mir aber – nach unserem bisherigen Tempo – sehr sicher, dass ohnehin nicht viel mehr passieren würde, als dass wir uns im Arm hielten. Aber es würde gut tun und wunderbar sein, daran hatte ich keinen Zweifel.

Es war eine etwas skurrile Situation. Bisher waren wir uns nie näher gekommen, als uns zur Begrüßung und zum Abschied zu umarmen – und nun klopfte ich an seine Hotelzimmertür und der Zaubermann öffnete mir mit nicht nichts am Leib, als Boxershorts (er kam gerade aus der Dusche).

Und ja, natürlich machten wir Witze darüber, dass die Situation ein bisschen was davon hatte, als würde er sich eine Escort-Dame aufs Zimmer bestellen.😆😅

Ich registrierte im Vorbeigehen, wie durchtrainiert und muskulös er war (Rrrrr!) , ging direkt ins Bad, zog mein Nachthemd an, und dann trafen wir uns in seinem Bett.  Wir redeten, es gab Trash-TV und kalte Drinks, und irgendwann fanden sich unsere Hände.

Ohne ins Detail zu gehen: Wir übersprangen in dieser Nacht ein paar Schritte und zogen das Tempo ordentlich an; und es war unglaublich, was die daraus resultierende Oxytocin-Ausschüttung in mir auslöste.

Nachdem ich eine sehr lange Zeit mit kaum körperlichen Kontakt zu anderen Menschen  gehabt hatte, und mein Körper und mein Nervensystem sich (wie ich heute weiß) über Jahre im Überlebensmodus befunden hatten, wirkten seine Berührungen wie ein Icebreaker auf mein System.  

Ich lag in seinen Armen und könnte spüren, wie die Energie in meinem Körper sich neu ordnete. Es war ein Fließen und ein Strömen, und es kamen Dinge in mir wieder in Bewegung, die jahrelang eingefroren waren. Ich spürte es körperlich, energetisch und emotional.

Mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr mir körperliche Nähe gefehlt hatte, man gewöhnt sich schließlich an alles – aber jetzt war sie Heilung pur.

Und es war so schön, weil die Agenda so klar war: genießen und gut tun.
Wir beschenkten einander, bewusst und mit Ansage, und es tat so gut.

Ich wusste damals noch nicht was ich heute weiß – wie sehr der ständige Rückzug meines Ex-Freundes und die Unsicherheit, die ich durch seine Lügen täglich erfuhr, mein Nervensystem in ständige Alarmbereitschaft versetzt  und mich retraumatisiert hatte; dass meine körperlichen Schmerzen durch jahrelangen Dauerstress im Überlebensmodus entstanden sind, und welch regulierende Wirkung Oxytocin auf ein dysreguliertes Nervensystem hat – aber ich spürte sofort, direkt in diesen ersten Momenten, dass etwas in mir in Heilung ging.

Nach Jahren in ständiger Unsicherheit entschied mein Körper, wieder zu vertrauen.

Ich war sicher. Ich konnte mich entspannen, aufmachen, mich hingeben.
Loslassen. Einfach sein. Empfangen.

Die Nähe und die Berührungen des Zaubermanns brachen mein inneres Eis auf, linderten meine Schmerzen und holten mich nach und nach aus dem Überlebensmodus zurück ins Leben.

Einmal kam ich morgens nach Hause zurück, fing an zu weinen und konnte bis zum späten Nachmittag nicht mehr damit aufhören. 

Ich weinte und weinte; in einer Tiefe und Konsequenz, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. 

Die Berührungen des Zaubermanns und die Sicherheit, die ich bei ihm fand, hatten die Schleusen zu dem Meer an ungeweinten Tränen geöffnet, die sich in den Jahren zuvor in mir angesammelt hatten. 

Jetzt fühlte mein System sich sicher genug, mich all diesen Schmerz endlich fühlen zu lassen, und all die aufgestaute Energie endlich wieder ins Fließen zu bringen. 

Und mit jeder Träne die ich weinte, wurde ich wieder ein Stück lebendiger. Mit jeder Träne die endlich fließen konnte, taute ein Stück meines inneren Eises auf und ich spürte mich wieder selbst. 

Nachdem ich in meiner letzten Beziehung so viel Ablehnung erfahren hatte, fühlte ich mich endlich wieder sicher und willkommen. Sein Körper und seine Umarmungen waren eine Einladung, in die ich mich einfach hineinfallen lassen konnte. 

Ich machte die Erfahrung, dass mein Körper eine ganz eigene Intelligenz besitz und seine eigenen Entscheidungen trifft – an meinem Kopf und auch an meiner Angst vorbei. 

Es gab eine intime Situation, in der ich plötzlich etwas tat, von dem ich nach den Erfahrungen mit meinem Ex-Freund sicher war, dass ich es nie wieder würde tun können. Aber mein Körper entschied anders, noch bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte. 

Mein System fühlte sich sicher bei diesem Mann, und mein Körper entschied, sich zu öffnen und zu vertrauen.

Es war immer meine Überlebensstrategie gewesen, mir Dinge über den Kopf zu erklären, und mir so selbst Sicherheit zu kreieren – und jetzt erlebte ich, dass mein Körper eine ganz eigene Weisheit besitzt und Entscheidungen auf einer Ebene trifft, auf die mein Verstand keinen Zugriff hat. 

Heilung pur.  So schnell, so leicht, so nebenbei. 

Diese Begegnungen mit dem Zaubermann ließen mich mein Nervensystem, meine Schutzsysteme und das Zusammenspiel mit meinem Körper auf eine Weise begreifen, die weit über jedes theoretische Wissen hinausgeht. 

Ich spürte am eigenen Leib, was Co-Regulation bedeutet und bewirken kann. Ich erlebte am eigenen Leib, welche Rolle der Körper beim Verarbeiten von traumatischen Erlebnissen spielt – in beide Richtungen. Ich erkannte, welch mächtigen Hebel und welch großartiges Werkzeug uns damit für unsere Heilung zur Verfügung steht. 

All diese Erkenntnisse und Erfahrungen flossen in den vergangenen Jahren auch in meine Arbeit ein, veränderten sie und machte mein Wirken für meine Kunden noch wertvoller. 

Wir hatten beide, der Zaubermann und ich, von Anfang an das Gefühl, dass es ein Geschenk des Universums war, dass wir einander begegnet sind; dass wir füreinander genau das waren, was wir gerade brauchten.

Aber niemals hätte ich an diesem Abend in seinem Hotelzimmer, als er das erste Mal meine Hand hielt und sanft meinen Unterarm streichelte, damit gerechnet, wie weitreichend die Folgen unserer Begegnung sein würden – für ihn und für mich, für unsere Heilung, aber eben auch weit darüber hinaus.

(Und während ich den letzten Satz schreibe, macht die Autokorrektur aus „Begegnung“ Segnung – Holy, yes. Es ist ein Segen; ein verdammtes Lebensgeschenk und ein Segen.🙏🙏) 

Genießen und gut tun war von Anfang an unser Motto, und es wurde zu unser Agenda. Zu unserem roten Faden, bei allem was wir taten, für- und aneinander – das war und ist unser Leitstern, bis heute.

Wir haben uns committet, an der Heilung des anderen mitzuwirken; an seinem Wachstum, seinem Glück und seiner Freude. Wir stehen im freiwilligen Dienst aneinander und füreinander, und ich liebe einfach alles daran. Danke, danke, danke. 🙏❤️

 

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